Berlin bekommt ein neues inklusives Wohnhaus

Dr. Frank Frese ist Geschäftsbereichsleiter Wohnen & Assistenz bei der Stephanus gGmbH. Er absolvierte ein Studium der Pädagogik, Theologie und Philosophie. Seine Überzeugung ist, dass gutes Wohnen die Basis für persönliche Lebensqualität bildet. Wohnen soll Sicherheit bieten und Freiheit eröffnen. Der Wohnraum ist gleichzeitig Ausgangspunkt und Rückzugsraum. Über das neuste Projekt mit der Aktion Mensch sprach Dominik Peter mit Herrn Frese.

BBZ: Die Sozialorganisation Aktion Mensch startet mit der Umsetzung eines inklusiven Wohnhauses im Bezirk Wilmersdorf. Die Stephanus gGmbH ist bei dem Projekt Partner. Wie kam es dazu?

Dr. Fank Frese: Die Aktion Mensch hat für das Projekt einen Partner als Betreiber gesucht und mehrere Leistungserbringer um ein Konzept gebeten. Unser Konzept mit einer Kombination von Angeboten hat wohl am Ende überzeugt.

BBZ: Was wird die Stephanus gGmbH in dem Wohnhaus anbieten bzw. welche Dienstleistungen?

Dr. Fank Frese: Wir werden als Wohnangebot eine inklusive WG anbieten. Hier sollen Menschen mit und ohne Assistenzbedarf gemeinsam leben. In der WG wird es zehn Einzelzimmer mit je eigenem Sanitärbereich geben sowie Gemeinschaftsräume incklusive Küche. Menschen ohne Assistenzbedarf – z.B. Studierende – können sich um ein Zimmer bewerben und gleichzeitig einen Job bekommen, bei den sie einfache Assistenzleistungen erbringen. Diese Studierenden erhalten eine professionelle Einführung und Begleitung.
Im Erdgeschoss wird unsere Integrationsfirma einen Concierge-Service für das Haus und die Nachbarschaft anbieten, bei dem man zum Beispiel seine Pakete abholen oder eine Briefmarke kaufen kann. „Stephanus-vor Ort“ ist ein weiteres Element, das u.a. familienentlastende Angebote oder Pflegeberatung erbringen kann.

BBZ: Warum engagiert sich die Stephanus gGmbH in diesem Wohnprojekt?
Dr. Fank Frese: Die Aktion Mensch schafft hier Lebensräume, die es uns ermöglichen unsere Vorstellungen von inklusivem Wohnen zu realisieren. Das Haus wird natürlich komplett barrierefrei sein und neben der WG und den Angeboten im Erdgeschoss wird es barrierefreie Wohnungen für Familien geben. Hier werden Menschen gemeinsam Leben gestalten. Hier kann Zukunft gestaltet werden. Dieses Engagement entspricht genau unserem Auftrag und Anspruch.

BBZ: Wie sind derzeit die zeitlichen Rahmenbedingungen? Wann wird mit dem Bau begonnen, wann soll der Bezug des Hauses stattfinden?
Dr. Fank Frese: Der Bauantrag ist eingereicht und wir hoffen auf eine zeitnahe Baugenehmigung. Davon hängt natürlich auch die Fertigstellung ab. Bisher gehen wir von einem Bezug im Herbst 2022 aus.

BBZ: Herr Dr. Frese, wir wünschen ihnen und der Aktion Mensch viel Glück mit dem Wohnprojekt.

INFOKASTEN: Über das Wohnprojekt

Im Berliner Bezirk Wilmersdorf beginnt dieses Jahr der Bau eines inklusiven Wohnhauses der Aktion Mensch. Mit der Immobilie schafft die Sozialorganisation modernen bezahlbaren Wohnraum in begehrter Lage für rund 20 Menschen mit und ohne Behinderung. Im Erdgeschoss bietet die Stephanus gGmbH den Bewohnern des Hauses sowie interessierten Bürgern ein professionelles Beratungs- und Serviceangebot rund um die barrierefreie Alltags- und Freizeitgestaltung. Mit der Realisierung des Wohnprojekts in der Prinzregentenstraße begegnet die Aktion Mensch der großen Nachfrage nach barrierefreien Wohnangeboten im urbanen Raum – ein Bedarf, den auch die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen mit einem kürzlich aufgelegten Förderprogramm adressiert. „Wir freuen uns, dass aus unserer Vision eines modernen inklusiven Wohnangebots inmitten der Hauptstadt nun Realität wird. Ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung entsteht durch Begegnung – und genau das fördern wir mit unserem Konzept, in dessen Zentrum das selbstbestimmte Leben in einer vielfältigen Gemeinschaft steht“, so Armin v. Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch. Neben individuellen Wohneinheiten – unter anderem für Familien mit Kindern mit Behinderung – soll in dem Gebäude außerdem eine Wohngemeinschaft entstehen, in der Menschen mit und ohne Assistenzbedarf zusammenleben. Das in Zusammenarbeit mit der Stephanus gGmbH entwickelte Konzept der inklusiven Wohngemeinschaft sieht vor, dass die Mieter ohne Assistenzbedarf ihre Mitbewohner – etwa Menschen mit Behinderung oder Senioren – im Alltag unterstützen. Die Ausübung der Assistenzleistungen erfolgt nach vorheriger professioneller Anleitung. Die Aktion Mensch errichtet das von den UrbanSky Architekten entworfene Wohnhaus auf einem Grundstück, mit dem eine Berlinerin die Sozialorganisation in ihrem Nachlass bedachte. 

Infokasten: Über die Stephanus-Stiftung

Die Stiftung ist eine gemeinnützige diakonische Stiftung mit Sitz in Berlin. Durch ihre Tochtergesellschaften bietet sie soziale Dienste für Menschen im Alter an, Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung sowie Dienste für Kinder, Jugendliche und Familien in besonderen Lebenslagen. Darüber hinaus verantwortet die Stephanus-Stiftung Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, einen Hospizdienst sowie Dienste für geflüchtete Menschen. Alle diese Angebote werden täglich von nahezu 10.000 Menschen an über 100 Standorten in Berlin und Brandenburg in Anspruch genommen. Für rund 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 70 Auszubildende ist die Stephanus-Stiftung mit ihren Tochtergesellschaften eine verlässliche Arbeitgeberin. Rund 700 Ehrenamtliche leisten wertvolle Unterstützung. Die Stephanus-Stiftung ist Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz.

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